Christlichsoziale Partei

Christlichsoziale Partei
Chrịstlichsoziale Partei
 
[k-], Abkürzung CP, frühere österreichische politische Partei, gegen Ende des 19. Jahrhunderts in einem längeren Entwicklungsprozess aus der »Christlichsozialen Bewegung« heraus entstanden, war eine einflussreiche politische Kraft in der zisleithanischen Hälfte der Donaumonarchie und führende Regierungspartei in der ersten österreichischen Republik.
 
In ihren ersten programmatischen Äußerungen (z. B. in ihrem Parteiprogramm von 1907) verband die CP sozialreformerische Ziele mit antisemitischen und antiliberalen Vorstellungen. In der für die Donaumonarchie zentralen Reichsfrage verfolgte sie eine »großösterreichisch-föderalistische« Linie. Nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns (1918) bekannte sie sich bald zur Republik. Dem »Linzer Programm« der Sozialdemokraten (1926) setzte sie im selben Jahr ein eigenes, in Linz verabschiedetes Programm entgegen. Dem marxistischen Konzept des »Klassenkampfes« und der »Klassendiktatur« stellte sie, zunächst beeinflusst durch die Staatslehre O. Spanns, dann jedoch v. a. unter Berufung auf die päpstliche Enzyklika »Quadragesimo anno« (1931), immer stärker ständestaatlichen Ideen gegenüber.
 
 
Getragen von der »Christlichsozialen Bewegung« in Österreich, gestützt auf das Kleinbürgertum, gewann die CP immer größeren Anhang und wurde bei den Wahlen von 1907 stärkste Partei im Reichsrat. Als Organisator und Agitator der Partei trat v. a. K. Lueger hervor. Unter dem Einfluss konservativerer Wählerschichten verlor die Partei in der Zeit des Ersten Weltkriegs an sozialreformerischer Kraft. Nach 1918 war sie, vom katholischen Klerus unterstützt, 1919-34 Regierungspartei und stellte als stärkste Partei (seit 1920) meist den Bundeskanzler und seit 1928 auch den Bundespräsidenten (W. Miklas). Geführt wurde die Partei, die seit Beginn der 20er-Jahre in einem sich ständig verschärfenden Konflikt mit den Sozialdemokraten stand, 1921-29 von I. Seipel, 1929-34 von K. Vaugoin und 1934 von E. Czermak. Seit etwa 1929 suchte sie immer stärker die Zusammenarbeit mit der sich am italienischen Faschismus orientierenden »Heimwehr«. Im Kampf gegen die Sozialdemokratie und den wachsenden Nationalsozialismus in Österreich ging sie unter Bundeskanzler E. Dollfuß zu einem autoritären Kurs über. 1934 löste sie sich selbst auf und ging in der Vaterländischen Front auf.

Universal-Lexikon. 2012.

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